Samstag, 15. November 2014

„Ein echter Zeller“

Ich glaube, es war, als wir vor einigen Wochen in Essen waren. Da mag das Wort das erste Mal gefallen sein. „Wieder mal ein echter Zeller“, sagte jemand, als Thorsten seinen neuen Text vortrug. Ich glaube, es war Domi. Vielleicht war es auch Artur. Oder ich. Wer auch immer es gesagt hatte, er hatte Recht. Thorstens Texte erkennt man einfach. Liebevolle Alltagslyrik gewandet in ein Reimkleid, das nie wie ein Korsett daher kommt, eher wie ein Ballkleid, manchmal aus reiner Baumwolle, manchmal aus Seide, doch stets elegant. Am auffälligsten und das, was seine Texte zu echten Originalen macht, sind jedoch seine Schlagreime. Sie tauchen immer wieder auf, machen aufmerksam, lassen die Stirn zum „Schmunzeln runzeln“ und sind wie ein Zeller-Stempel, der auch letzte Zweifler davon überzeugt: Es ist „ein echter Zeller“. Um bei der Metapher zu bleiben, sind sie mehr Etikett als Stempel. Das Etikett des edlen Ballkleides. „Thorsten Zeller – Reimheim. Made in Friedberg/Germany“ liest sich dort.

Seit wenigen Wochen lassen Thorstens Werke sich nicht nur live erleben (wie heute Abend in Friedberg), sondern auch lesen. Vor wenigen Wochen erschien Thorstens erster Gedichtsband: „Das Reimheim“. Als ich eines der ersten Exemplare bekam, fiel mir sofort die tolle Haptik auf. Hier wollte niemand einfach nur des Veröffentlichens wegen ein Buch schaffen. Hier hatte sich jemand Gedanken gemacht, wie man 24 wundervolle, echte Zellers so verpackt, dass man ein wertiges Stück handgemachter Literatur in den Händen halten und auch spüren kann. Perfekt für unter den Weihnachtsbaum, sind es doch auch „24 taktvolle Kopffilme als Adventskalender für die Familie“, wie die Titelseite des Hardcovers verrät. 24 Gedichte, die man sich „vorzutragen wagen“ darf. Zu allen Anlässen und Jahreszeiten. Also unbedingt auch noch nach Weihnachten, denn es sind Gedichte, die sich nur teils Themen wie „Weihnachtsbaumschlagen auf der Plantage“ und „Heiligabend im Adventshaus“ zuwenden. Herbstliches Drachenfliegen auf der Wiese, Fernwehleiden in sommerlichen Pools und allzeit erleidbarer Fahrraddiebstahl sind nur einige Auszüge der vielseitigen und liebevoll von Zeichnungen aus Thorstens Hand begleiteten Gedichte. Wer also noch kein Geschenk hat –Weihnachten, Geburtstag, Ostern, Sünnet, Bar Mizwa, Gedenktag des Krokodilgotts Offler oder einfach, um sich anlassunabhängig selbst zu belohnen -, Thorstens Buch zu Erwerben ist eine vortreffliche Idee. Ich habe schon eins. Mit Widmung!

Der stolze Buch-Papa mit Kind!


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